Im Loësaal in Chur versammelten sich am 14. Februar 2025 über 80 Interessierte zu einem Vortragsabend mit dem Titel «Aufbruch in eine gesunde Gesellschaft». Organisiert wurde die Veranstaltung von Grisana, einer autonomen Regiogruppe von Aletheia. Im Mittelpunkt standen alternative Modelle für das Gesundheitswesen, die insbesondere auf mehr Selbstbestimmung und eine Neugestaltung der Krankenkassen abzielen.
Aletheia ist eine schweizweite Initiative, die sich für eine freie, evidenzbasierte Medizin und eine kritische Auseinandersetzung mit gesundheitspolitischen Massnahmen einsetzt. Besonders während der Pandemie gewann Aletheia Zulauf von Kritikern des Systems, die die staatlichen Massnahmen infrage stellten. Grisana fungiert als regionale Partnerorganisation von Aletheia in Graubünden und betreibt ein Gesundheitszentrum in Chur. Ziel ist es, ein Netzwerk aus Ärzten, Therapeuten und Gesundheitsdienstleistern aufzubauen, das sich unabhängig von grossen Krankenkassen und staatlichen Vorgaben für ein alternatives Gesundheitsmodell engagiert.
Ursprünglich war der Abend mit den Referenten Dr. Fionn Meier und Dr. med. Andreas Heisler geplant. Aufgrund einer Erkrankung Meiers sprang der Jurist Dr. Gerald Brei kurzfristig ein. Das Publikum bestand vornehmlich aus Menschen, die kritisch gegenüber dem aktuellen Gesundheitssystem und insbesondere den politischen Massnahmen während der Pandemie eingestellt sind.
Kritik am bestehenden Gesundheitssystem
Dr. Gerald Brei thematisierte die Einschränkung individueller Freiheitsrechte während der Pandemie und stellte das bestehende Gesundheitssystem in einen grösseren gesellschaftlichen und philosophischen Kontext. Er plädierte für weniger staatliche Eingriffe und eine stärkere Autonomie der Bürger. Dabei bezog er sich auf das Modell der sozialen Dreigliederung nach Rudolf Steiner, welches eine klare Trennung zwischen Politik, Wirtschaft und dem sogenannten Geistesleben vorsieht.
Neue Gesundheitskasse als Alternative?
Dr. Andreas Heisler präsentierte sein Konzept einer neuen Gesundheitskasse, die eine Alternative zu den bestehenden Krankenkassenmodellen bieten soll. Sein Modell setzt auf:
- Präventive Massnahmen zur Reduktion von Behandlungskosten,
- eine stärkere Vernetzung von Ärzten und Therapeuten,
- eine Genossenschaftsstruktur, die Patienten und Ärzte gleichermassen einbindet,
- eine Neuausrichtung der ärztlichen Vergütung, bei der der Gesundheitszustand der Patienten anstelle der Menge der Behandlungen honoriert wird.
Heisler kritisierte das aktuelle System als ineffizient und kostenintensiv. Die steigenden Krankenkassenprämien seien ein klares Zeichen dafür, dass eine Reform dringend notwendig sei. Gleichzeitig betonte er, dass sein Modell noch in der Entwicklungsphase stecke und sich dynamisch weiterentwickeln werde.
Publikumsreaktionen und kritische Fragen
Während einige Teilnehmende die vorgestellten Konzepte als zukunftsweisend lobten, wurden auch kritische Fragen aufgeworfen. Insbesondere wurde diskutiert, wie das alternative Krankenkassenmodell mit der bestehenden gesetzlichen Krankenversicherung vereinbar wäre. Zudem blieb offen, ob eine solche Struktur ohne staatliche Unterstützung langfristig tragfähig sei und wie eine solidarische Gesundheitsversorgung für alle gewährleistet werden könnte.
Was bedeutet das für die Zukunft des Gesundheitswesens?
Der Abend machte deutlich, dass es ein wachsendes Interesse an alternativen Gesundheitsmodellen gibt. Die präsentierten Konzepte werfen wichtige Fragen auf, die eine breitere gesellschaftliche und politische Diskussion erfordern. Während Ansätze wie die Gesundheitskasse Potenzial bieten, bleibt die praktische Umsetzung eine Herausforderung. Es wird spannend sein zu beobachten, wie Vertreter der konventionellen Krankenkassen, der Wissenschaft und der Politik auf diese Vorschläge reagieren.
Ob die vorgestellten Modelle tatsächlich eine nachhaltige Alternative darstellen oder sich als zu utopisch erweisen, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass die Diskussion um die Zukunft des Gesundheitssystems weiter an Dynamik gewinnt.